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Eine Branche im Umbruch – Personalmangel, Digitalisierung, Transformation – Wie das Digitalisierungs-Netzwerk Foodservice Digital Hub die Gastronomie unterstützen will 

Leipzig, August 2022

Die Gastronomie ist aktuell eine der Branchen, die starken Veränderungen ausgesetzt ist. Steigende Energie- und Lebensmittelkosten, Lieferkettenprobleme, verändertes Gästeverhalten und vor allem fehlendes Personal setzen die Branche zunehmend unter Druck. Bereits vor der Krise hatte die Hotellerie und Gastronomie an Attraktivität für Arbeitnehmende verloren. Die Pandemie hat nun dieses Problem noch verstärkt und viele Fachkräfte sind in andere Branchen abgewandert. Um hier mittel- und langfristig nachhaltig handlungsfähig zu sein, kann die Digitalisierung die Gastronomie mit innovativen Technologien und Lösungen unterstützen,

Die im letzten Jahr ins Leben gerufene Initiative „Foodservice Digital Hub“ hat sich deshalb zum Ziel gesetzt, die digitale Transformation in der Gastro-Branche zu begleiten, mitzugestalten und voranzutreiben. Den von der Universität Leipzig und der TNC Production GmbH initiierten Zusammenschluss von zahlreichen Unternehmen fördert das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz im Rahmen des ZIM Innovationsprogramms. Mit den beiden zentralen Säulen – Veranstaltungen und Forschung – will der Foodservice Digital Hub Wissen zu Technologien und Best Practices vermitteln sowie relevante Forschungsinitiativen anstoßen. Im Netzwerk arbeiten führende Branchenvertreter Hand in Hand mit innovativen Start-ups und Partnern aus der Forschung, um neue digitale Lösungen und Zukunftsszenarien zu entwickeln. National und international tätige Unternehmen wie die Enchilada Gruppe, Peter Pane, die Paulaner Brauerei Gruppe sowie Beratungs- und Forschungsinstitute unterstützen die Netzwerkarbeit.

Ein wesentlichen Ansatzpunkt besteht in der Digitalisierung von Prozessen, um die knappe Ressource der Mitarbeiter zu entlasten. Bisher schritt diese Entwicklung nur langsam und schleppend innerhalb der Gastronomie voran, jedoch hat die Corona-Pandemie bei allen negativen Auswirkungen einen Beschleunigungseffekt. Auf der Suche nach Wegen aus der Krise bauen Gastronominnen und Gastronomen zunehmend auf neue digitale Bestellmöglichkeiten, wie Online-Shops oder Selbst-Abholungslösungen, sowie neue Geschäftsmodelle, wie Online-Tastings oder virtuelle Touren. Darüber hinaus rücken digitale Lieferdienste zunehmend in den Fokus gastronomischer Aktivitäten. Neben bestehenden Lieferplattformen setzen Gastronomen dabei immer häufiger auf eigene Lieferdienstservices oder auch die Unterstützung durch Service-Roboter. Dabei entstehen neue digitale und tendenziell integriertere Lösungen: von der Warenwirtschaft, hin zur Personalplanung hinzu Kundenbestellungen und –beratung. 

Vor dem Hintergrund der damit verbundenen komplexen Zusammenhänge, benötigen Gastronomen zunehmend tieferes technologisches Wissen, um digitale Lösungen nahtlos in die eigenen gastronomischen Prozesse eingliedern zu können - und das oftmals ohne die Hilfe eigener IT-Fachleute. „Auf dem Markt existieren zahlreiche Lösungen für die verschiedenen Aufgaben in der gastronomischen Wertschöpfungskette. Die Frage ist, wie sie das Digitalisierungswissen zur Stärkung ihrer Prozesse erlangen”, so Professor Rainer Alt vom Institut für Wirtschaftsinformatik an der Universität Leipzig, der sich seit einigen Jahren mit der digitalen Transformation der Branche beschäftigt. „Gerade für klein- und mittelständische Unternehmen bedeuten technologisches Know-how zu Datenmanagement und -analyse, Systemintegration, Social Media und Prozessautomatisierung eine Herausforderung. Dem steht eine auf dem Markt zunehmend breite Angebotsvielfalt gegenüber, die kleine Betriebe kaum überblicken können. Es besteht das Risiko, dass technologische Entwicklungen und Chancen digitaler Dienste häufig ungenutzt bleiben“, so Professor Alt weiter.

Praktische Unterstützung, Veranstaltungen und Forschung

Das digitale Spektrum in der Gastronomie reicht von der digitalen Bestellung über neue Businessmodelle wie Online-Tastings bis hin zu administrativen Prozessen wie Buchhaltung, Personalplanung und Warenwirtschaft oder Payment-Lösungen. Alleine die Bandbreite gilt für viele Gastgebende als unübersichtlich und verwirrend. „Der Foodservice Digital Hub beschäftigt sich vor allem mit der Frage, welchen Beitrag die Digitalisierung leisten kann, um Gastronominnen und Gastronomen in der aktuellen schwierigen Situation zu unterstützen”, erklärt Katharina Blöcher, Doktorandin an der Universität Leipzig und eine Initiatorin des Netzwerks Foodservice Digital Hub, die Idee und Aufgabenstellung.

Im Rahmen von Netzwerkveranstaltungen und in Think Tanks entwickelt das Netzwerk marktnahe und innovative Anwendungen. So entstand beispielsweise für ein italienisches Pizza-Konzept der Prototyp eines digitalen Avatars, der Bestellungen entgegennimmt und die Gäste während des Prozesses berät. Auf diese Weise kann das Servicepersonal entlastet und über die gezielte Kundenansprache Zusatzverkäufe generieren.

Neben der Vernetzung von Branchenleadern, dem frühzeitigen Erkennen von Trends und der Erarbeitung von Lösungen wird zukünftig die digitale Wissensförderung im Mittelpunkt des Netzwerks stehen. Michael Kuriat, Geschäftsführer der TNC Group erklärt: „Unsere Arbeit wird darin bestehen, einerseits mit vielfältigen Formaten wie Webinaren, Vorträgen, Hackathons und Panel-Diskussionen Plattformen für den Austausch von Wissen und Inspirationen zwischen Fachkräften aus Technologie und Foodservice zu schaffen und parallel mit Forschungseinrichtungen zusammenzuarbeiten.”

Der Foodservice Digital Hub ist offen für weitere interessierte Teilnehmer aus Praxis und Forschung, die sich am Netzwerk beteiligen möchten.

 

Kontakt
Universität Leipzig
Institut für Wirtschaftsinformatik
Professur für Anwendungssysteme in Wirtschaft und Verwaltung
Prof. Dr. Rainer Alt, Katharina Blöcher
Grimmaische Straße 12
04109 Leipzig