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Die Kooperation zwischen dem Institut für Wirtschaftspädagogik und dem BSZ 1 in Leipzig ermöglichte vor Kurzem Lernenden der Klassenstufe 11 des Beruflichen Gymnasiums eine einzigartige Lernerfahrung. An zwei aufeinanderfolgenden Tagen tauchten sie buchstäblich in die Komplexität eines Planspiels ein, bei dem es galt, sich in kontroverse Rollen zu versetzen und Strategien zu entwickeln.

Eigens für das BSZ 1 hatten zwei Masterstudierende des Studiengangs Wirtschaftspädagogik die entsprechende Vorarbeit geleistet. Lisa Winter hatte im Rahmen ihrer Masterarbeit am Institut die Seminarergebnisse eines Fachdidaktikmoduls, das sich mit der Planspielkonstruktion befasst hatte, aufgegriffen und daraus ein umfassendes Planspielpaket, u. a. bestehend aus einer Fallsituation, Rollenkarten und Begleitpräsentation, entwickelt. Tim Rauchbach erhielt die Aufgabe, – ebenfalls im Rahmen seiner Masterarbeit -  dieses Planspiel nun für den späteren regulären Schuleinsatz zu pilotieren. Dazu gehörte auch, das komplexe Lernarrangement mit Schülerinnen und Schülern live und vor Ort zu erproben.

Obwohl Herr Rauchbach bisher nur wenig Unterrichtserfahrung aus seinen Schulpraktika mitbrachte, meisterte er die Aufgabe hervorragend. Mit großer Souveränität führte er die Klasse, bestehend aus 28 Schülerinnen und Schüler des Wirtschaftsgymnasiums, durch die zwei Tage (2x 8 Unterrichtsstunden) und beobachtete gleichzeitig den Planspielprozess aus der Perspektive eines Evaluators, der nun im Nachgang mit der Überarbeitung des Planspiels und der Dokumentation darüber seine Masterarbeit abschließt. 

Als Mitinitiator und Betreuer dieses Projektes war es mir selbst ein großes Bedürfnis, diesen Unterrichtsstunden als Hospitant beizuwohnen. Gemeinsam mit der Fachleiterin Grit Arnold erlebten wir, wie die Schülerinnen und Schüler zunehmend in ihre Rollen als Unternehmensleitung, Arbeitnehmer, Presse, Betriebsrat und konkurrierende Zulieferer hineinwuchsen und den vorbereiteten Konflikt (Rationalisierung durch neue Robotertechnik und damit verbundenen Freisetzungen) bis zu seinem Höhepunkt am zweiten Tag, einer Pressekonferenz, durchlebten.

Wie oft bei einem Planspiel ging es hintergründig um die Schulung kommunikativer und sozialer Kompetenzen. Gerade die Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 11 waren bisher eher introvertiert und nur wenige wollten ihre Meinung argumentativ vor der Klasse vertreten. Jetzt aber in ihren Rollen und mit echten Emotionen, war eine deutlich spürbare Steigerung der Motivation und des Engagements zu spüren, die weit über das im „normalem“ Unterricht hinausging. Es wurde argumentiert, gestritten, Stellung bezogen und verhandelt. Dazu mussten sich die Schülerinnen und Schüler anwendungsbezogenes Wissen, wie z. B. die Aufgaben des Betriebsrates, Preiskalkulation oder Arbeitnehmerrechte aneignen. Auf die von mir in der Debriefingphase gestellte Frage, ob sie eine solch intensive Lernerfahrung, wie sie das Planspiel bietet, in nächster Zeit noch einmal erleben möchten, antworteten alle mit „Ja“. Eine überzeugendere Rückmeldung über den Erfolg dieser Projektphase kann man sich kaum wünschen.

Eine Schülerin schrieb dazu Folgendes als Feedback:

“Das Planspiel war eine wirklich tolle und lehrreiche Erfahrung. Ich hätte nicht gedacht, dass alle Teilnehmenden so gut in ihre Rollen schlüpfen würden. Unsere Gruppe (Geschäftsführung) arbeitete über den Verlauf sehr gut aus meiner Sicht zusammen und es hat sehr Spaß gemacht. Vor allem das Erstellen von Taktiken und die Diskussionen zwischen den Gruppen war sehr spannend aber auch anstrengend, da wir oft unregelmäßig überhäuft wurden mit Gesprächen.”