Ein wesentlicher Baustein der alten Bundesrepublik war die unabhängige Bundesbank, die für eine stabile Deutsche Mark sorgte. Die niedrige Inflationsrate brachte Massenwohlstand durch hohe Kaufkraft und Planungssicherheit für die Unternehmen. Die Einführung des Euro hat eine gänzlich neue Situation geschaffen. Die Europäische Zentralbank (EZB) habe im Zug der Euro-Krise ab 2010 ihr Mandat der Preisstabilität aufgeweicht, sagt Schnabl. Die EZB kaufte südeuropäische Staatsanleihen, um ein Auseinanderbrechen der Euro-Zone zu verhindern. Dadurch hielt sie die Zinsen für die Euro-Länder niedrig und machte Staatsverschuldung historisch günstig. Gerade die Krisenländer des Euro hatten somit wenig Anreize, schmerzliche Sparprogramme aufzusetzen. Das Ausweiten der Geldmenge durch die Zentralbank müsse aber früher oder später zur Inflation führen, wie wir sie gegenwärtig spürten.
Die Inflation koste gerade die weniger begüterten Bürger Kaufkraft, weil deren Löhne nicht im Gleichschritt mit den Preisen ansteigen. Die Wähler rufen nach dem Staat – und die ordnungspolitischen Grundsätze gerieten immer mehr in Vergessenheit, sagt Schnabl. Ausgabenprogramme wie der Tankrabatt oder die Gaspreisbremse in Deutschland seien schuldenfinanziert und befeuerten die Krise noch weiter. Die staatlich verordnete Medizin gegen die Inflation könne daher nicht wirken, sie vertiefe vielmehr das Problem. Die hohe Verschuldung in Kombination mit hoher Inflation leite einen wirtschaftlichen Niedergang ein.
Welche Reformen Deutschland vor diesem Niedergang bewahren können, erklärt Gunther Schnabl im Video.
Weitere Themen des Gesprächs sind:
- Japans wirtschaftliche Stagnation und Nullzinspolitik seit 1990.
- Das 50-jährige Jubiläum der Abkoppelung des Schweizer Frankens aus dem Bretton-Woods-System.
- Die weitere Entwicklung der Inflation.